neuLand 03 Stadtbummel ohne Gesichtslappen
- B. Albert 16.04.2021
Hallo Ihr Lieben, wir senden euch endlich mal wieder ein paar Zeilen aus dem Exil :-) Danke für euere positiven Rückmeldungen auf die letzten Beiträge!
Die letzten Tage waren wir in und um Simrishamn unterwegs. Simrishamn hat einen schönen kleinen Hafen und liegt direkt an einem seeehr langen Sandstrand. Es war entspannt, denn sowohl Ystad als auch Simrishamn sind sehr schnucklige kleine Städtchen die zum lockeren Bummeln und zu Entdeckungstouren durch die historischen Gassen einladen. Auf Schwedisch heißt alt/historisch: „Gammla“.
Wie bereits in Ystad waren auch in Simrishamn alle Geschäfte geöffnet. Lediglich die Anzahl der Besucher wird aufgrund der Grösse des Geschäfts beschränkt, wir mussten aber vor keinem Geschäft warten.
Leider zeigt auch die Dauerberieselung der Medien hier in Schweden, ihre Wirkung und es gibt freundliche Aufforderungen Abstand zu halten, allerdings ohne die ständigen Bußgelddrohungen der Deutschen. Hier und da finden sich auch Bänder, die Wege nach Aus und Eingang trennen. Vereinzelt finden sich auch Maskenträger die dem öffentlichen Narrativ anscheinend glauben schenken. Der überwiegende Mehrheit der Schweden, die wir auf Strassen und Geschäften treffen, ist keine Angst anzumerken.
Schon bei unseren letzten Besuchen in Schweden, ist uns besonders positiv aufgefallen, dass es keine Kunststoff-Rolläden vor den Fenstern gibt, welche gegen Abend die Häuser zu grabsteinähnlichen toten Gebilden transformieren. Im Gegenteil: hier sind die Fenster dekoriert und in überdurchschnittlichen vielen Fällen abends mit Kerzen und Lämpchen beleuchtet. In viele Fenster darf man einen kurzen Blick erhaschen und fühlt sich als würde man durch eine Eisenbahnwelt gehen. Hier und da sitzen Menschen in Sesseln und lesen ein Buch , schnippeln Gemüse in der Küche, spielende Kinder ,…
Ich denke bei mir dass die Panzerrolläden eine Angst an der Oberfläche erkennen lassen , wie sie auch diese elenden Gesichts-Masken ausstrahlen. Verstecken, schützen, einmauern…
Viele Strassen sind mit schönem altem Pflaster versehen und gelegentlich fehlen ein paar Steine des Gehweges an Hauswänden um Pflanzen und Blumen einen Platz zu geben. Strom und Telekommunikationskästen wurden nahezu alle zu Kunstobjekten im öffentlichen Raum verwandelt.
Ein Jahr ist es her dass ich in einem Kleidergeschäft einkaufen wahr. Gut dass es hier noch viele kleine Geschäft fernab der grossen Ketten gibt. Genüsslich betrete ich einen Modeladen um eine Jeans zu kaufen. Fast alle meine Jeans haben mittlerweile Löcher in den Knien. Ich bin frei, also kann ich ein Geschäft betreten. Offlineshopping
Schnell werde ich fündig ohne mich desinfizieren zu müssen und ohne den, den Atem behindernden Lappen. Es ist erstaunlich wie viele Freiheiten die Menschen bereits untertänig und wohl vor allem aus Angst vor Bussgeldern abgegeben haben. Danke Schweden dass ich eine Jeans kaufen konnte, ganz Odlstyle oder Gammlastyle 😉 ,offline, analog und ohne auf eine viereckigen Kasten starren zu müssen. Die Freiheit ein Ware fühlen zu können. Die Poesie des Kaufens, und nehme mir vor später LOL zu tippen.
Die Bezahlung kann in diesem Geschäft im Übrigen Bar und Unbar erfolgen, auch viele Schweden wehren sich gegen die Digitalisierung oder Abschaffung des Bar-Geldes.
Nach einem Besuch in einem netten kleinen Café in der Innenstadt und dem Verzehr von leckeren Zimtschnecken, haben wir uns noch den Besuch im „Barnens Bockhandel“ vorgenommen, ein Geschäft welches ausschließlich mit Büchern für Kinder handelt.
Das Schaufenster ist interessant dekoriert und im Besonderen sticht uns diese Kombination ins Auge: Eine Tasse mit Autorin Astrid Lindgren und der Aufschrift „ Var inte ägnslig! Jag klarar mej altid!“ „Sei nicht ängstlich! Ich kann es immer tun!“ steht neben dem Buch „Frankenstein“ und einem weiteren Buch mit dem Titel „Snor“ was „Rotze“ bedeutet 🙂 Ist es das was wir als „Sklavensprache“ kennen, sich im Prinzip durch die Blume zu äussern?
Wir dürfen auch diesen Buchladen ohne Maske betreten, müssen aber eines von 8Schildern aus einer Box entnehmen, anscheinend dürfen 8Menschen gleichzeitig im Geschäft sein. Es gibt unzählige Bilderbücher, Baby bis Jugendbücher, kleine Spielsachen und sogar ein Antiquariat. Wir kaufen eine lustig bebilderte Dinosauriergeschichte und beschliessen Diese als Bildungsmassnahme mit unserm Sohn in „Tysk“, das ist „Deutsch“ auf Schwedisch, zu übersetzten.
Zufrieden kehrten wir zurück auf unsern Campingplatz. Wir haben uns hier ein kleines Camp eingerichtet. L-förmig stehen Campingbus und Büro-Schul-Wohnwagen mitden Kanus auf einem grosszügigen Rasenplatz direkt an einem Kiefernhain der uns vom Strand trennt. Abends gibt es gelegentlich ein Brot oder eine Gemüsesuppe aus dem gusseisernen Topf. Am Ofen denken wir häufig an euch Freunde zu Hause, mit Euch wäre es noch viel schöner. 🙂
Bis zum nächsten Mal, euer Bernd