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Warum Schweden?

neuLand Warum Schweden? Audiopodcast gelesen von B.Albert

Eine Bildergalerie aus unserer ersten Schwedenreise 2017 findet ihr am Ende des Beitrages.

Warum Schweden? B.Albert

Vor 5 Jahren fuhren wir das erste Mal nach Schweden, damals noch „zum Urlaub machen“. Schon längere Zeit zog es mich in den Norden. Viele frühere Urlaube konzentrierten sich auf den Süden, Südfrankreich, Spanien, Italien, Kroatien, aber eine innere Stimme sagte mir, ich solle den Norden favorisieren. Immer Süden, Süden, …  Als Jugendlicher war ich einmal auf einem Schüleraustausch von Speyer und  Roskilde in Dänemark gewesen und habe aus dieser Zeit den hohen Norden in guter Erinnerung. Die weite Landschaft, das Meer und die gepflegte Ortschaften mit den freundlichen Menschen haben sich bei mir damals nachhaltig eingeprägt. Es sollte jedoch etwas Zeit vergehen bis ich wieder einige Breitengrade nach „Oben“ reisen sollte. 

Vor wenigen Jahren hatte ich dann Segelkurse in der Nähe von Flensburg absolviert, und mich da regelrecht in den Norden verliebt. Es war also an mir, meine Frau zu überreden es doch mit dem „hohen Norden“ zu versuchen. Was soll ich sagen , ich war erfolgreich, und so verbrachten wir unseren ersten Langzeiturlaub über 5 Wochen in Schweden. 

Damals hatten wir das grosse Glück dass unser kulTurm für mehrere Wochen von einer Firma exklusiv gebucht war und der Kunde auch das Catering etc. übernahm. Wir konnten uns nach vielen Jahren der Arbeit im Kultur und EventBusiness sowie nach vielen Renovierungsarbeiten mit wenig Freizeit endlich einmal ausklinken und Freiheit schnuppern.

Diese ersten 5Wochen in Schweden 2017 prägten uns nachhaltig. Wir besuchten mit unserm Wohnmobil viele Naturparks und genossen vor allem die Natur. Damals schon bemerkten wir vor allem diese Vorzüge des Landes:

freier Zugang zur Natur (mit kostenfreien Parkplätzen) 

unzählige öffentliche Badestellen, 

unzählige öffentliche Feuer und Grillstellen ,

Weite,Weite,Weite 

Allemannsrätten, 

sehr gute Strassen, nahezu keine Staus, 

Kinderfreundlich, viele gepflegte Spielplätze, öffentliche kostenfreie Toiletten

deutlich weniger Hektik,

Schon in diesem ersten Urlaub in Schweden spukte uns die Idee durch den Kopf

 „Wie wäre es hier in Schweden dauerhaft zur leben?“. 

Daran war aufgrund der Selbständigkeit damals noch nicht zu denken. Gerade hatten wir es aus dem Gröbsten geschafft und unseren kulTurm in der Kultur und Event-Szene etabliert. Wer hätte gedacht dass wenige Jahre später, direkt nach unserem, aus geschäftlicher Sicht besten Jahr 2019, das kulturelle Leben mit voller politischer Absicht an die Wand gefahren wird. Heute überlege ich gelegentlich, ob es eine Art von Vorahnung war, die mich in den Norden trieb. 

Die nächsten Jahre, im Plandemiejahr 2020 sogar 2mal, verbrachten wir weitere schöne Urlaube in Schweden. Wir erkundeten das Land im Süden, die Ostküste und die Westküste. Mit jeder weiteren Reise verliebten wir uns ein Stück mehr in dieses Land. Unser nördlichster Punkt war jedoch die Stadt Östersund, die etwa in der Mitte zwischen dem nördlichsten und südlichsten Punkt Schwedens befindet. Über diesen Punkt den wir bereits bei unserem ersten Urlaub erreichten sind wir bisher nicht hinausgekommen. 

Alleine der Süden , unterhalb Stockholms, bietet bereits eine unendliche Vielfalt an Natur , an kleinen und grossen Städten, Freilichtmusseen, und anderen Kulturangeboten. Die Strecken die wir auf diesen Reisen zurücklegten wurden dabei von Jahr zu Jahr kürzer. Die Entspanntheit dieses Landes muss sich auf uns übertragen haben. 

Viele Vorzüge Schwedens zeigen sich nicht auf den ersten Blick. So ist zum Beispiel die höfliche Zurückhaltung der Schweden erst mit der Zeit zu erkennen. In Schweden nennt man das „Lagom“ für das es im Deutschen kein eindeutig passendes Wort gibt. Lagom bedeutet nach meiner bisherigen Auffassung  am ehesten „Weg der Mitte“. Man verachtet in Schweden Extreme und versucht es jedem, soweit möglich, Recht zu machen. Lagom bedeutet im Prinzip auch Umweltschutz und alles auszudiskutieren bis jeder zufrieden ist. Das kann man sicher gut oder schlecht empfinden. 

Ich gehe jedoch davon aus, dass diese Eigenschaft dazu geführt hat, dass in Schweden der „Lockdown“ deutlich gemässigter ausfliel und die sinnlosen Masken nicht zur Pflicht wurden.  Während in Deutschland und anderen Ländern unserer globalisierten Welt durchregiert wurde, hat man Kinder und kleine Unternehmen besser vor der Plandemie geschützt. Wir als Familie gehen auch gerne den Weg der Mitte und uns liegt die Flora und Fauna ebenso wie den Schweden am Herzen. 

Als im März 2020 die Plandemie sich durch die Bilder und Meldungen der Medien in alle Köpfe bahnte und verloren wir zunehmend die „Exsistenzgrundlage“. Durch viele Stornierungen und Absagen, wurde es zunehmend klarer ,dass eine grosse Veränderung nicht nur für die Gesellschaft an sich, sondern auch für uns als Familie anstand. Überrascht waren wir jedoch, dass ausgerechnet unser in vergangenen Urlauben favorisiertes und als heimliche neue Heimat gehandelte Schweden einen anderen Weg einschlug. Bereits durch die drohende „Masernschutzimpfung“ hatten wir zudem die Länderliste nach Ländern durchsucht die keine Pflichtimpfung im Programm haben. Auch hier war Schweden zu finden. 

Im Verlauf des Plandemiejahres 2020 beobachteten wir weiterhin den schwedischen Sonderweg und besuchten das Land im August und ein weiters Mal über September/Oktober, genügend Zeit hatten wir aufgrund der stornierten Veranstaltungen allemal. Wir unterbrachen den „Zwangsurlaub“ dazwischen nur für ein einzige Event, welches von mutigen Kunden nicht abgesagt wurde. In diesem Urlaub begannen wir damit nach Häusern Ausschau zu halten und die Immobilienportale und die Aushänge der Makler intensiv zu durchforsten. Jede Rückkehr nach Tyskland brachte die Gefühle deutlicher zutage. Auswandern! 

Der überbordende Verkehr auf den deutschen Strassen war bei jeder Rückkehr, der erste Trigger für dieses Gefühl „was wollen wir hier eigentlich noch“. 

Staus, übervolle ungepflegte Rastplätze, kostenpflichtige Toiletten, Verkehrs-Gestank, Lärm ,… 

Gleich beim ersten Tankstopp wird man ohne vorherige Grussformel angeraunzt „Maske!“ Kulturschock, ich will nach Hause! Wo ist unser Zuhause?  Wir einigen uns dass unser Zuhause dort ist wo wir zusammen sind, wo wir mit Freunden zusammen sind und wo man in Frieden leben kann. 

In unserem alten Zuhause in Tyskland haben wir uns ein kleine Oase erschaffen, aber das brummende Monster „Bruttosozialprodukt“ ist leider deutlich auch hier zu hören. Die Autobahn ist 500m entfernt , ich kenne dieses Wohngebiet nun bereits 30Jahre und mir ist mehr als deutlich aufgefallen, dass der Verkehr und damit die Lämbelastung erheblich zugenommen hat. Dies bedeutet aber auch dass das Industriemonster floriert. Dies passt sehr gut zu dem Leben der Menschen, in immer mehr Familien sind beide Elternteile berufstätig, die Kinder in Ganztagsbetreuung. Erfolg und Karriere sind wichtiger geworden als alles Andere. Gelebt wird im Urlaub , Dieser wiederum muss perfekt organisiert sein und auch erst verdient werden… 

In Schweden habe ich den Eindruck, dass Familie noch immer an erster Stelle steht. Wenn auch hier natürlich Fortschritt und Industrie ihren Tribut zollen, ist das Leben hier vor allem abseits der Grossstädte wie Stockholm, Göteborg,Malmö, etc. sehr entspannt und auch in den Ballungsräumen kein Vergleich mit der Hektik die in Deutschland vorherrscht. 

Nun sei diese ruhigere Lebensart ein weiter Vorzug der uns letztendlich zum Umzug nach Schweden bewogen hat, einen weiteren Vorteil bemerkten wir aber erst auf Umwegen. Ein Deutscher der bereits nach Schweden ausgewandert war, berichtete uns mit Begeisterung, dass es hier in Schweden nicht unüblich 100% zu arbeiten, es sei üblich 50% – 75% zu arbeiten, also nur 2Wochen des Monats. Als er auf der Suche nach einem Arbeitgeber gefragt wurde, wie lange er arbeiten wolle sagte er „normal, 5Tage a 8Stunden“ der neue Arbeitgeber fragte darauf „wie viele Wochen im Monat?“. In diesem Gespräch wurde ihm schlagartig bewusst, dass viele Schweden sich mehr Zeit lassen für Familie und Hobbys. Wenn das nicht eine Perspektive ist, weniger Arbeit ,die Ausgaben reduzieren und mehr Zeit zum Leben!? Gleichzeitig lässt man Arbeit für andere Menschen übrig. 

Ich glaube wenn Michael Endes Momo das gewusst hätte wäre sie von Italien nach Schweden gezogen um den Herren der Zeitsparkasse ein Schnippchen zu schlagen 🙂 

Bleibt uns noch die Nachteile und Schattenseiten zu beleuchten. Oftmals wird angeführt in Schweden seien viele Menschen gechipt , die digitale Überwachung viel weiter als in Deutschland, das Bargeld abgeschafft , der Winter lange und dunkel, der Sommer voller Mücken, …

„Ja bitte glaubt das alle , denn wenn jeder wüsste wie schön es hier ist, wäre es bald so übervoll wie in Deutschland.“ 

In Wahrheit habe ich noch keinen gechipten Schweden kennengelernt, die Überwachung und Digitalisierung ist auch nicht weiter als in Deutschland , Bargeld gibt es noch immer und es gibt auch Widerstand (!) gegen das Plastikgeld, in 2Wochen in Deutschland hatte ich mehr Mückenstiche als in Schweden in 6Monaten. 

Tatsächlich stören könnte man sich an der Personennummer die gleichzeitig als Steuernummer, Krankenversicherungsnummer, Personalausweisnummer etc. dient. Jeder Bürger Schwedens kann beispielsweise Steuer-Informationen seines Nachbarn abfragen, wobei sich bei dieser Sache vielen deutschen die Nackenhaare aufstellen. Wenn man einer differenzierten Betrachtung offen ist muss man aber feststellen dass dies Transparenz und Steuergerechtigkeit fördern könnte. So können auch Politiker und Amtsträger abgefragt werden. In Deutschland ist es umgekehrt , die Amtsträger dürfen mittlerweile alle Daten von „uns“ abfragen aber wir nicht ihre. 

Andererseits ist die Personennummer aber eine deutliche Erleichterung für den Bürger nicht eine regelrechte Armada von Nummern mit sich tragen zu müssen. Um diese Sache jedoch besser beurteilen zu können, müssen wir, zunächst einmal eintauchen in das System. Es wird also bestimmt Updates von uns geben mit Pro und Contra 🙂 

Bleibt noch der lange dunkle Winter. Als Wasserratte frage ich mich zuerst, wo wir schwimmen gehen können im Winter. Gestern haben wir ein tolles kleines kommunales Schwimmbad in Mellerud getestet. Das von Aussen unscheinbare Schwimmbad, erwies sich in seinem Inneren als wahres Kleinod. 

Ein tolles Kinderbecken mit Leuchtturm,Wasserschlange und Spielzeugen sowie angrenzendem Schwimmlern-Becken mit absenkbarem Boden und netten gepflegtem Café-Bistro, liegt hier am grossen Schwimmerbecken. Das Schwimmerbecken ist es in der Mitte getrennt und ausgerüstet mit Schwimmutensilien, Inseln etc. welche ab 18:00 wieder für die Senioren entfernt werden. Hinter dem grossen Becken gibt es eine  schöne moderne Sauna mit grossen Scheiben , sodass man von hier aus den ganzen Raum (und die Kinder) überblicken kann. Die Sauna wird in Schweden übrigens immer mit Badekleidung betreten 🙂 

Doch damit nicht genug, es gibt noch eine Kletterwand am Beckenrand, einen Whirlpool und eine Riesenrutsche. Das alles für ca. 5€ Eintritt. Ich war sprachlos was die Schweden alles in einem kleinen Bad unterbringen. In meiner Heimatstadt Speyer muss man für das städtische Bad 15€ pro Person zahlen und es gibt noch nicht mal einen Whirlpool.  Übrigens gibt es bei den Duschen für Damen und Herren jeweils eine weitere Sauna inclusive. 

Nun mit dem Schwimmbad und Sauna sind so manche finstere Tage im Nuh schön verbracht, aber es gibt auch viele weiter Aktivitäten mit denen man sich Wintertage versüssen kann. Skifahren und Eislaufen auf zugefrorenen Seen und Flüssen vielleicht oder Paddeling , was eine Mischung aus Tennis und Squash ist. Auch mit Wanderungen im Winterwald , Lesen am Kamin und vielem mehr werden wir uns die Zeit zu versüssen wissen.  Ich freue mich aber bereits jetzt schon über die erleuchteten Fenster der Häuser der Siedlungen. Es gehört offensichtlich zum guten Ton, dass so gut wie immer Lämpchen und Kerzen die Fenster erleuchten. 

In Deutschland fand ich es immer merkwürdig dass all abendlich die Plastik- oder Panzerrolläden die Wohnstätten verriegelten. Gelegentlich fühlte ich mich beim Durchfahren der Strassen an Friedhöfe erinnert, so leblos und verrammelt ist das Bild das sich einem im Nachkriegsdeutschland bietet in dem wir „so gut und gerne leben. 

Was wird, wenn es hier in Schweden auch noch „Dick kommt“ und das Land dem Druck der Konzerne nachgibt. Immerhin haben die Schweden noch ihre eigene Währung, was neben der Neutralität in neuzeitlichen Kriegen und der NATO NICHT Mitgliedschaft ein weiter Pluspunkt für Schweden ist.  Eine Garantie das gelobte Land gefunden zu haben gibt es sicher nicht, denn wie diese Zitate sagen:

 „Das einzig Konstante ist die Veränderung“ (Dalai Lama)

„Baden allein genügt nicht, man muss auch mal das Wasser wechseln.“ (Paul Schnitker)

to be continued … 

Hier ein paar Bilder als Auszug unserer ersten Reise nach Schweden. Wir waren hier im Freilichtmuseum „Jamtli“ in Östersund. Dort kann man ganze Tage verbringen und Häuser mit Schauspielern aus verschiedenen Epochen Schwedens besichtigen, historische Pkw begutachten und etwas über die Ureinwohner Schwedens den Samen erfahren. Sehr zu empfehlen: www.jamtli.se

One Comment

  • Eugen Demmer

    Hallo Bernd, hatte im Sommer, als wir unseren Urlaub in Schweden verbrachten, schon mal einen Beitrag von Dir kommentiert. Wir folgen Euch auf Telegramm. Wir wohnen in Hassloch. Der Gedanke, nach Schweden auszuwandern, reift in uns zunehmend. Bin hier noch als Augenarzt in eigener Praxis verpflichtet, werde aber zeitnah meinen Praxisarztsitz abgeben (meine Praxis siehe: augenaerzte-hassloch.de). Wir haben eben Eure „Baustelle“ gesehen und sind von der Lage und Eurem Projekt begeistert. Haben 10 Jahre „Bauen und Sanieren“ hinter uns und wollten eigentlich eher etwas „Fertiges“ erwerben; auch da ich keine Infos darüber habe, wie das Bauen in Schweden funktioniert. Zu meiner Person (Eugen): ich liebe die Natur, die Ruhe, die schwedische Mentalität, und die Gesellschaft Gleichgesinnter Menschen. Ich bin Segler und daher wäre die Nähe zum Wasser für mich traumhaft. Wir, meine Frau Mireille und ich haben 2 gemeinsame Kinder, 13 und 11 Jahe alt. Wenn Ihr an einer Vernetzung interessiert wärd, würden wir uns freuen. Herzliche Grüße aus der Pfalz, Eugen & Mireille

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