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Die Wiege unserer Demokratie, so bunt wie noch nie ! Hambacher Schloss 28. Mai 2023

Podcast „so bunt wie noch nie – Hambacher Schloss 28.Mai 2023“

Neustadt an der Weinstrasse – Hambacher Schloss 28.Mai 2023 

ein Essay von B.Albert (Photogalerie am Ende des Textes)

Ich mag es bunt. Seit meiner Jugend interessiere ich mich für Kunst und Kultur, für Musik, Skulpturen und Bilder. Kunst macht das eigentliche Leben aus, immer dann wenn alle körperlichen Bedürfnisse gestillt sind, und man mit seinen Lieben ein Dach über dem Kopf hat.

Ich mag es grün seit ich denken kann, ich liebe es die wilde Natur zu geniessen und darin einfach zu sein. Biophilie ist zu einem Lieblingswort für mich geworden. Auch Schwarz mag ich sehr, beispielsweise in die Nacht einzutauchen und den Sternenhimmel zu betrachten mit den unzähligen Sonnen deren gleißendes weisses Licht nur noch ein kleines Funkeln ist, bis es auf unsere Netzhaut trifft. Auch Rot mag ich ganz besonders, wie etwa das Blutrot, welches unseren Körper durchströmt oder die Rosen für unsere Liebsten. Rosa Lippen, bunte Blumen , …

Als ich mit meiner Familie am Mittag des 28.Mai 2023 auf das Hambacher Schloss laufe, lese ich überall : “Hambach bleibt bunt” und frage mich, was das “bleibt” darin soll. Schnell wird klar, dass es mit der heutigen Demonstration am Hambacher Schloss zu tun hat.

Ich habe nicht viele Informationen darüber, seit den letzten Jahren hole ich meine Informationen am liebsten direkt aus dem Leben. Ich meide die “Leitmedien” weitgehend. Zu sehr werden mir die Informationen dort “eingefärbt”. Diese besondere Zeit hat mich gelehrt, mehr meine eigenen Augen zu nutzen anstatt in Röhren und Zeitungen “fern zu sehen”. 

Freunde von uns sind schon am frühen Morgen mit einer grossen Gruppe mit dem Zug nach Neustadt gefahren, um hier im Besonderen für Frieden und einen Wandel in der Klimapolitik zu demonstrieren. Auch die 440 Milliarden an Steuergeldern die für die Coronahysterie grossteils  in die Industrie gepumpt wurden, und die  erfolgten grundrechtswidrigen umfassenden Freiheitsbeschränkungen des Lockdown, die Nötigung zu Gentherapie (MRNA-Impfung) und Arbeitsverbote für “nicht systemrelevante” Berufe, sind ihre Motivation auf das Schloss zu laufen.  Als Kulturschaffende waren wir selbst in dieser Zeit nicht systemrelevant.

Wir hatten nicht damit gerechnet noch etwas von der Demo mit zu bekommen und wollten eigentlich nur unserm Sohn in diesem Kontext das Hambacher-Schloss zeigen, und ihm die grundlegende demokratische Geschichte dahinter näher bringen. 

Überall ist die Strasse mit zahlreichen Graffiti besprüht: „Kein RAL breit den Weissen”  etwa, oder “Scheiß auf Weiss”. Welches Problem haben die Leute hier mit der Farbe Weiss, beinhaltet sie doch im Spektrum alle Farben? In der Ferne vernehmen wir Trommeln und beschliessen, statt direkt zum Schloss, dann doch dort hin zu laufen, und Eindrücke zu sammeln. 

Erst als wir die Demo auf einem Parkplatz erreichen, verstehe ich den Hintergrund der Schmiererei auf der Strasse. Mann und Frau haben sich auf der Kundgebung heute überwiegend weiss angezogen und auch viele Friedenstauben werden auf Bannern und T-Shirts getragen. Weiss als Farbe des Friedens also, ist heute Stein des Anstoßes.  

Da ist er wieder der Hass, direkt gefolgt von der Spaltung. Ich kann sie nicht mehr hören diese kriegerischen Parolen. Zu sehr vernehme ich noch das Echo der Plandemie “Gemeinsam im Kampf gegen Corona”. Heute heisst es “Kampf gegen dem Klimawandel” oder “Gemeinsam gegen Putin”. Hier in Hambach kämpft heute also jeder, der sich für politisch korrekt hält also gegen Weiss. Die Winzerhöfe sind nahezu alle demonstrativ geschlossen. Ein Mann sagt zu uns: mit den Chaoten wolle er nichts zu tun haben. Ob er die Demo oder die Gegendemo meint erschliesst sich uns nicht. Das als bunt proklamierte demokratische Hambach verschliesst sich anderen Meinungen…

Um auf die Demo zu kommen, müssen wir durch eine dichte Polizeisperre, die angeblich die Demonstranten vor der “Gegendemo“ schützen soll.  Gegendemonstranten sind aber weit und breit nichts sehen, wenn man von deren Grafittis absieht. Es macht daher auf mich den Anschein, dass man eher Touristen davon abhalten möchte, mit Inhalten der Demo in Kontakt zu kommen. Wir müssen um Durchlass bitten. Mehrere hundert Menschen demonstrieren noch am Mittag in Neustadt im Stadtteil Hambach auf einem Platz mit Blick auf das Schloss. 1700 sollen derweil auf dem Schloss sein, dem eigentlichen Ziel der Demo. 

Zugang bekommt man zum, für heute extra bunt eingefärbten Schloss, laut Infos aus der Menge keinen mehr. Wegen Überfüllung geschlossen heisst es, und so stehen auch viele hundert Menschen davor. 

Wie ich es auch schon von vergangenen Demos gegen die Coronamassnahmen kenne, sind auch hier die Menschen ein äusserst bunter Schnitt quer durch die Gesellschaft und aus allen Alters- und Berufsgruppen, tatsächlich menschenfeindlich oder nationalistisch sind hier höchsten wenige Einzelpersonen. „Würde man nach dieser Systemmedien-Logik von Einzelpersonen auf die gesamte Versammlung als nationalistisch schliessen, so wäre auch der Deutsche Bundestag ein rechter, drogensüchtiger Haufen,…“ denke ich.

Wir beschließen dennoch auf das Schloß zu laufen, unserm eigentlichen Ziel des Tages. Vielleicht haben wir später am Mittag noch die Gelegenheit nach dem Ende der Demo das Schloß zu besuchen, so hoffen wir zumindest. Auf dem Weg durch die idyllischen Weinberge überholt uns ein älterer dunkel gekleideter Mann, er verwickelt uns in ein Gespräch und will offensichtlich mit uns gemeinsam laufen. Schnell wird uns aber klar, dass wir mit diesem Herren nichts teilen. Wir sind tatsächlich auf einen dieser vereinzelten „Rechtsextremen“ gestossen, die gerne in den Systemmedien interviewt, und plakativ als “typisch” für die “Querdenkenszene” angeführt werden. Ich bin schockiert wie er über die Zuwanderung und die Menschen spricht. Sicher kann man die Politik und die Massnahmen hierzu kritisch hinterfragen, seine menschenverachtende Sichtweise ist mir jedoch äusserst fern. Ich versuche milde auf ihn einzuwirken, dass wir eine Menschheitsfamilie sind und nicht “gegen” etwas sondern für Frieden unter den Menschen sein sollten,… doch er hört überhaupt nicht zu. Es gibt leider solche Menschen in jeder Bewegung mit denen ein Austausch an Argumenten fehlschlägt. Wir geben auf und täuschen vor uns auf einer Bank ausruhen zu müssen um Strecke zwischen ihn und uns zu bringen… 

Wenn die Verständigung leidet und ein Konsens schon fast unmöglich wird, sind das die wahren Herausforderungen für eine Demokratie. Andere konträre Meinungen aushalten können ohne sich zu bekriegen ist kein Spaziergang. 

Die Kundgebung auf dem Schloß ist offenbar zu Ende und so laufen wir quasi gegen den Strom. Wir haben noch eine lange Strecke vor uns, wir sind äusserst froh auf dem Weg noch mit vielen friedlichen Menschen ins Gespräch zu kommen. Viele tragen weisse Kleidung doch auch viele bunte Accessoires, es werden zwischendurch auch immer wieder Musikinstrumente gespielt und so macht der durchaus bunte Zug in keiner Weise den Eindruck einer Uniformierung. 

Noch immer ist der gesamte Freiheitspfad (Schloßstrasse) mit wenigen Schritten Abstand dazwischen, mit Sprüchen besprüht. “Antifaschistische Aktion” ist zu lesen “Querdenken Fuck off” oder “Wissenschaft statt Verschwörungstheorie”, …

Es ist offensichtlich dass die selbsternannten Antifschisten sich nicht wirklich die Mühe gemacht haben auf die Thematik der Demo einzugehen. Dagegen zu sein erfordert Trennung.

“Divide et Impera”, teile und herrsche, … wem nutzt es, denke ich. In meiner Jugend hatte ich mit diesen Menschen zunächst sympathisiert, mich aber aufgrund der Aggressivität und ihrer Tendenz immer generell “dagegen” zu sein davon abgewendet. „Legal, Illegal, Scheissegal“ war ein Motto davon. Auf einer Demo in Mainz konnte ich einmal erleben wie diese Menschen “Wir impfen euch alle” schrieen. 

Auf dem Parkplatz unterhalb des Schloßes stehen unzählige Polizeitransporter, und hinter einer Absperrung erkennen wir die Gegendemo von noch geschätzt 40 Personen. Man hat also die Menschen nach vermeintlich politischer Gesinnung und “Farbe” getrennt.  Dahinter hängen die bereits erwähnten Plakate der “Initiative gegen Rechts” aus Ludwigshafen. Grossformatige Banner der Grünen und der SPD werden gerade abgehängt. Die Gegendemo ist dabei sich aufzulösen. Aus einem Megaphon tönt : “… heute gibt es Gutscheine von Frau Künast die sie sich gleich abholen dürfen… “ Die Gegendemo jubelt. So funktioniert Demokratie heute. 

Was die Medien für die Menschen die “fern sehen” wohl daraus gemacht haben? Geschickte Schnitte hier, ein bisschen Framing dort, Besucherzahlen halbieren, … Ich bin froh es mit meinen eigenen Sinnen gesehen zu haben. Ich bin froh dass die Berichterstattung bunter wird und alternative Presse, auch aus dem Volk, in den letzten Jahren vielfältiger und stärker geworden ist. 

Ich bin schon erleichtert dass die Polizeibeamten, viele aus Bayern, nicht wie zuletzt in Berlin als vollgepanzerte Sturmtruppen wie in StarWars erschienen sind. Offensichtlich hat man verstanden dass die Bewegung überwiegend friedlich ist. Heute wurden keine friedlichen Menschen geknüppelt oder mit Wasserwerfern vertrieben. Das Schloss aber ist für den restlichen Tag gesperrt und so können wir leider nicht den Siebenpfeiferweg zum Ziel gehen an dem einst die Farben “schwarz rot gold” gehisst wurden. Wir werden wiederkommen und unserem Sohn die Geschichte erzählen, die sich 1832 hier abgespielt hat. Wir werden ihm erzählen wie filigran die Freiheit und Demokratie ist und dass es sich lohnt dafür einzustehen. Ich hoffe er wird verstehen wie wichtig eine bunte Meinungskultur ist, wie unbequem so manche Wahrheit ist und wie sehr es sich lohnt für Verständigung einzutreten. 

Es ist so wichtig sich seine Meinung frei zu bilden, anstatt Sprüchen hinterherzulaufen oder Kriege zwischen Farben loszutreten. Eine Farbe, ist eine Farbe nichts weiter. 

Wirkliche Inhalte und Positionen oder einen Konsens mit Menschen im persönlichen Dialog zu erarbeiten, anstatt plakative Sprüche auf die Straße zu sprühen, dafür sollte es Gutscheine geben 🙂 

Dieser Artikel wurde am1.6.23 unter dem Titel „Ganz in Weiss“ auch auf www.manova.news (ehem. Rubikon) veröffentlicht

2 Comments

  • Martin Hilbert

    Danke lieber Bernd, für dieses Essay, welches einen wundervoll nahen und liebevoll aufschlussreichen Einblick in die Situation am 28. May 2023 in Hambach gibt.
    Wenn das für Dich in Ordnung ist, würde ich sehr gerne Deinen Text im Blog unserer Zeitung „Miteinander“ ( https://miteinander-duew.de/blog/ ) erscheinen lassen, wegen der schon erwähnten Qualität. Ich war einer derjenigen, die mit weißen Klamotten und bunten Gefühlen zum Schloss liefen, allerdings bewegte ich mich teilweise abseits der „ausgetretenen“ Pfade – es hätte mich sehr gefreut, Euch zu treffen !-)
    Liebe Grüße
    Martin

    • admin

      Hallo Martin,
      Herzlichen Dank für deine Nachricht und die positive Rückmeldung! Es würde mich sehr freuen wenn du mein Essay veröffentlichen kannst. Bitte mit Namen und Webseite nach CC BY-NC-ND4.0
      Viele liebe grüße, Bernd

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