Audio Podcast,  Bernd Albert,  Thougts - Gedanken

die vertrauensvoll kindliche Gedankenwelt der Grundrechtsleugner – neuLand 15 –

  • Bernd Albert / Schweden 29.06.2021
Podcast „die vertrauensvoll kindliche Welt der Grundrechtsleugner“

Vor wenigen Tagen hatte ich am Strand eine Begegnung der besonderen Art. Lange habe ich noch darüber nachgedacht und für mich letztendlich gute Erkenntnisse daraus gewonnen und wieder Neuland betreten 🙂 

Wir lagen entspannt an unserm Plätzchen am Vännernsee. Herrvorragendes Wetter und unsere Reiseflucht nach Schweden war an diesem Tag zu einem Urlaub geworden.  Neben uns bemerkten wir einen „Landsmann“ wohl Ende seiner 40Jahre, lässig sich niederlassen. Seine Herkunft erkannten wir, da er sich durch das Lesen eines deutschen Reiseführers auswies. 

Ins Gesrpäch kamen wir, als er seine Hängematte nahe zu Unserer in die Bäume hing. Wir tauschten uns zunächst über die schöne Umgebung aus. Er kam aus Hamburg, ist dort Lehrer an einer Schule und suchte für die nächsten Tage seines Urlaubs einen Platz um mit seinen Kindern ein paar Tage zu paddeln. Wir empfahlen Ihm daraufhin das GlaskogenNaturReservat, welches wir bereits ausgiebig genießen konnten. Irgendwann erwähnte er, dass es in Schweden hier recht locker zugehe mit Blick auf das Schwimmbad gerichtet und das wesentlich mehr Menschen gestorben seien als in Deutschland… Ich entgegnete darauf, dass es nach meinem Kenntnisstand abhängig sei, wie man die Zahlen rechne und dass in Schweden Fehler in den Altenheimen gemacht wurden, welche zu  leicht erhöhten Sterbezahlen zu Beginn der Krise führte. Das Gespräch war dann bis auf weiteres recht plötzlich beendet und mein Gesprächspartner ging wieder an seinen Platz. Bisher sind wir in Schweden ausschließlich auf ebenso kritische Gesprächspartner getroffen, wohl weil die meisten nach Schweden vor den Massnahmen aus Merkeldeutschland geflüchtet waren. Nun es sollte sich herausstellen, dass die Dinge in diesem Fall anders lagen. 

Später brachte ich dem Strandnachbarn aus unserm Wohnwagen gesammelten Prospekte über die Umgebung an seinen Platz, was er dankend annahm. Nachdem er diese Reiseführer studiert hatte, brachte er mir die Unterlagen zu unserem Strandplatz zurück. Wir plauderten zunächst über die Umgebung und das Land. Das weitere Gespräch nahm sodann seinen Lauf dass er mir zunächst stolz berichtete 2-fach geimpft zu sein. Er sei froh sich nun frei bewegen zu dürfen. 

Die Impfung würde er jedem empfehlen, er hätte ein angenehmes Licht von seinem Kopf an durch seinen Körper gespürt. Er hätte sich danach wunderbar, wie erlöst gefühlt und kann die Impfung nur jedem empfehlen.

Ich hatte in der letzten Zeit schon vieles gehört aber das war nun radikal neu. Licht durch das Kopfchakra … Wenn auch etwas verwundert durch diese esoterische Äußerung, war ich während des Gesprächs weiter offen und freundlich. Ich lies verlauten, dass es doch jedem seine persönliche Entscheidung wäre, was man an medizinischen Massnahmen an seinem Körper durchführen lassen wolle und jeder der eine Impfung aus freien Stücken und ohne Zwang und Nötigung haben wolle, solle auch eine bekommen. Ich hatte keine Lust auf ein Streitgespräch und versuchte weiterhin die Konversation möglichst liberal zu führen, schließlich geht man nicht an den See um zu streiten. Just in diesem Moment war jedoch der Urlaub wieder zur „Reiseflucht“ geworden und die Problematik unser Zeit zurück im Bewusstsein. „Während gerade meine Frau in einiger Entfernung mit meinem Sohn eine Sandburg baut stehe ich hier und stehe ein für Meinungsfreiheit“.

Zunehmend versuchte mein Gegenüber mich mit suggestiven Fragen aus der Reserve zu locken. Über Fakten und Zahlen möge er nicht sprechen war seine Antwort, obwohl er mich zuvor fragte warum ich die Impfung nicht für sinnvoll erachten würde und ich dies nur mit Fakten beantworten konnte. Mehrfach wiederholte er diese Aussage: 

In Fakten und Zahlen könne man sich so schnell verstricken. Es wäre auch so Zeit raubend und anstrengend solche Dinge zu recherchieren. Das muss man den Fachleuten überlassen.

Seltsam Fragen stellen aber die Antworten nicht zulassen, dachte ich bei mir. Das erinnert mich an die Impkampagne mit Günther Jauch: Lassen Sie sich Impfen? a) ja b) ja c) ja

Dieser Hamburger wollte mich doch tatsächlich zu einem Multiple Choice drängen: 

Finden Sie Impfungen gut?

  1. ja
  2. auf jeden Fall
  3. ganz sicher

Nein keine Zahlen oder Fakten. Er sagte er wolle auf „etwas anderes“ hinaus. Da erkannte ich, er wollte mich also in eine gewisse Richtung bringen? Er dachte anscheinend erkannt zu haben einen Menschen der Gattung „Querdenker“ vor sich zu haben. Nach seiner Aussage war er erst einen Tag in Schweden und „offensichtlich neugierig auf die Toten in den Strassengräben und ausgewanderte Querdenker“, dachte ich bei mir. 

Ob ich nicht vertrauen würde auf Fachleute, Wissenschaftler und die Politiker? Ich fragte zunächst zurück, wer denn „die Politiker“ oder „die Wissenschaftler“ seien, gebe es denn diese Menschen als homogene Gruppe doch genauso wenig wie die Deutschen, die Schweden, die Raucher ,…

Es war derart skurril, wie das Gespräch das doch freundlich und offen begonnen hatte, von Ihm so gelenkt wurde, dass ich plötzlich auf der gefühlten Anklagebank saß. Ohne Zweifel hatte dieser Mann das Narrativ des rechten Schwurbel-Querdenkers verinnerlicht und meinte erkannt zu haben, hier am Strand in Schweden, in mir ein Exemplar dieser Gattung gefunden zu haben. Nachdem ich mich zunächst aufgrund seiner spontanen, dreisten, Übertretungen der sozialen Distanz unwohl gefühlte hatte, war ich froh um diese Erkenntnis und nun bereit für das Spiel.

Da er Lehrer ist, war es offensichtlich ein sozialwissenschaftlicher Charakter der dem Gespräch den Geschmack gab. Ich beschloss diese Challenge anzunehmen.

Als ich beiläufig  Prof. Bhakdi erwähnte, begann er selbstzufrieden zu lachen und sagte dass damit ja alle üblichen Punkte erfüllt seinen. 

Da war es das Narrativ aus den Qualtiätsmedien. Durchatmen. 

Bei solchen Frechheiten muss man gaaaanz tief durchatmen. Hätte ich doch ein Aufnahmegerät dabei gehabt, ich wohnte gerade einem Paradebeispiel des Verdrängens von offensichtlichen Tatsachen bei. Ich entgegnete nach einem tiefen Atemzug von frischer Seeluft ruhig, dass es sich dabei doch um ein Wissenschaftler handeln würde der sogar mehrere tausend Medizin Studenten unterrichtet habe. Mein Gegenüber sagte zuvor selbst, dass er der Wissenschaft vertrauen würde, oder? 

Nun mit Fakten und Zahlen wollte er ja aber nichts zu tun haben. Ihm ging es um Vertrauen konnte ich nun herausfinden. Er wollte mich mit seiner soziologischen Fragetechnik in ein Off manövrieren. Es gibt diese Menschen, sie denken du hättest ein Problem und sie wollen dir helfen das zu erkennen. Wäre ich nun in Tränen ausgebrochen und hätte jetzt gesagt „ja du hast Recht ich kann nicht vertrauen ich hatte eine schwere Kindheit“ wäre er zufrieden gewesen, sein Weltbild erfüllt worden. Der Querdenker hat psychische Probleme und braucht sozialpädagogen wie ihn, die ihm helfen…. Der von ihm situativ inszenierte Multiplechoice-Test wurde um eine Antwort erweitert. Alles andere war nicht zulässig. 

Multiple Choice: Finden Sie Impfungen gut?

  1. ja
  2. auf jeden Fall
  3. ganz sicher
  4. nein, aber weil ich lernen muss zu vertrauen, nehme ich das Impfangebot an

Ich fand allmählich Gefallen daran seine Bälle zu parieren und ohne Aggression zurückzuspielen. Ich sagte ihm dass ich nicht „der Wissenschaft“ kategorisch vertraue, sehr wohl aber einzelnen Wissenschaftlern, dass ich empirische Forschung sehr wohl interessiert wahrnehme aber nicht alles blind glaube was mir präsentiert wird. Auf seine weiteren Fragen antwortete ich, dass ein Forschungsergebnis in einem „unscharfen Raum“ abgebildet wir und erst viele Studien zusammengenommen ein genaueres Bild abgeben. Ich  fuhr fort, dass ich an Demokratie glaube, das gesellschaftliche Miteinander und dass ich Zensur, Zwang, Mobbing und vor allem den Ausschluss von kritischen Stimmen, Kriegstreiberei und Hetze ablehne. 

Allmählich spürte ich, dass sein Medien-Narrativ ins Wanken geriet. Fast verzweifelt versuchte er mich auf die Palme zu bringen. Von einem Freund hatte ich vor wenigen Monaten gelernt nach Aikido Manier sich solchen Angriffen nicht entgegenzustellen, sondern die Kraft abzuleiten. Ich fragte Ihn direkt warum er mich denn nun angreifen würde und dass ich mich nicht zu Aggressionen treiben lassen würde. Ich sagte: „Du bekommst mich nicht dahin wo du mich gerne haben würdest.“ und „Weisst du ich kenne das“. Die Situation gerade erinnert mich an das Vegetarier-Dasein. Wenn du als Vegetarier bei einer Feier beim Essen an einem Tisch sitzt dann musst du gar nicht erwähnen dass du dich anders ernährst, es reicht wenn deine Mitmenschen sehen dass du kein Fleisch auf dem Teller hast. Allmählich baut sich dann eine Disusskussion auf die damit beginnt ob du dann wenigstens Fisch isst und damit endet dass man dir sagt dass auch Pflanzen Gefühle haben. Deine Anwesenheit alleine ist Kritik und kann reichen dass sich die Menschen verteidigen und dich ins Aus stellen wollen.“ 

An diesem Punkt fiel die Anspannung von seinem Gesicht. Die geschilderte Situation kannte er anscheinend sehr gut, denn ich erfuhr nun dass er selbst vegan lebt. Er war verwundert dass ich für Umweltthemen und Tierrechte bewusst war. Das passte anscheinend nicht zum Narrativ des „rechten Verschwörungstheoretikers“. Ab diesem Punkt nahm das Gespräch eine deutliche Kehrtwende. Er hatte endlich aufgehört sein TV-Bild auf mich zu projizieren. Ich nahm deutlich war dass ich auf einmal als Mensch wahrgenommen wurde. Die Medienfront war gebrochen. 

Er gab mir recht dass es wichtig ist miteinander zu reden, dass gegensätzliche Meinungen in einer Demokratie an einen Tisch müssen, dass Gegensätze und Diskussion die Basis einer Gesellschaft sind. Wir kamen überein dass man streiten kann ohne sich zu bekriegen, dass man leidenschaftlich über verschiedene Positionen reden kann und danach friedlich ein Bier zusammen trinkt.

Wir verabschiedeten uns freundlich und er streckte mir zum Abschied den Ellenbogen hin. Ich nahm den Kompromiss an und grüsste mit meinem Ellenbogen zurück.

Es sind nun einige Tage vergangen und ich habe über dieses Gespräch lange nachgedacht. Es ging um vor allem Vertrauensvorschuss für Obrigkeiten und die Einfachheit des Glaubens.  Vor einigen Wochen hatte ich mit grossem Interesse das Buch „Im Grunde Gut“ von Bregman gelesen was ich jedem nur empfehlen kann. Meine persönliche Erkenntnis aus der Lektüre:  

Wir Menschen sind im Grunde gut, aber nicht alles was gut gemeint ist ist auch im Ergebnis gut. Wer seine Mit-Menschen beherrschen will muss ihnen zunächst den Irrtum weismachen, dass „der Mensch“ schlecht ist, und Führung braucht, wenn er gut sein will. Alles Gute kommt von Oben, mag man uns glauben machen. Das „Gute von Oben“ braucht sich nur in ein EngelchenKostüm verkleiden und schon glauben und vertrauen wir. Der Wolf im Schafspelz will uns kindlich halten und lernen Vertrauen nach Oben kritiklos abzugeben. Wir lernen nicht Verantwortung zu tragen und die juvenile Form unser Selbst zu verlassen. Einfach zurücklehnen, Verantwortung ist anstrengend. Blaue Pille oder rote Pille?

Vertrauen ist Gut, Kontrolle ist besser. Die Lösung liegt im Mittelweg. Wer nicht vertrauen kann bleibt alleine und verdient Mitgefühl, wer blind vertraut löst dagegen eventuell Missbrauch selbst aus. Wer einen Wertgegenstand ungeschützt auf die Strasse legt, braucht sich nicht zu wundern, wenn Dieser mitgenommen wird. Genauso verhält es sich mit unserem Vertrauen, die Freiheit und die Liebe ist unser Wertgegenstand. Wir müssen Freiheit fordern und gewähren, Liebe annehmen und geben, gemeinsam handeln und den Mut besitzen alles im Gleichgewicht zu halten. Nein einfach ist das nicht. Benjamin Franklin hat es so ausgedrückt:

„Wer wesentliche Freiheit aufgeben kann um eine geringfügige bloß jeweilige Sicherheit zu bewirken, verdient weder Freiheit, noch Sicherheit.“

Ist es nun selektive Wahrnehmung, Zufall oder Fügung, gestern Abend noch vor Vollendung dieses Artikels bin ich über den Text eines britischen Autors Tim Foyle gestolpert, welcher mir zu diesem Artikel hervorragend passend erscheint. 

Link zur vorgetragenen Übersetzung von Radio München: 

Den originalen Text findet Ihr hier: 

2 Comments

  • Roland

    Hallo Bernd und Family,

    in meinen TinyCamper sitzend bin ich gerade über die „Deutsche_in_Schweden“ Telegram Gruppe auf deinen Post und somit auf euren Telegram Kanal und damit auf die neue Website gestoßen.
    Nach einigen Zeilen gelesener Gedanken, freu ich mich über weitere fein ausformulierter Gedankenwege die ähnlich in meinem Kopfe schwirren.
    Zum perfekten Zeitpunkt hast du jetzt deine erste Podcast Folge hochgeladen da ich gleich meine Bialetti für den Morgenkaffee präparieren und frühstücken wollte und dabei zu lesen etwas umständlich wäre, so hör ich dir jetzt gerne zu.

    Von daheim in Mannheim schau ich übrigens rüber nach LU auf die Parkinsel und freu mich steht’s dass sie so grün ist. Dass euer Turm und die übrige Kultur so lange dar nieder liegt macht auch mir zu schaffen.
    Vergangenen Samstag war ich mit einigen von „Studenten stehen auf“ in der Unteren in Heidelberg und es war die gleiche Dichte und das gleiche Gedränge wie vor Corona -bis auf ganz wenige völlig maskenfrei. Die Menschen sind hungrig, fast gierig, auf Leben, aufs Zusammensein.
    Ich wünsche euch weiter eine möglichst entspannte Reiseflucht und wer weiß vielleicht trinken wir ja Mal ein Bier am Rheinufer, oder doch an einem schwedischen See.

    Liebe Grüße, derzeit aus Ladenburg, schickt euch Roland.

    • admin

      Danke Roland für dein freundliches Lob, das gibt uns viel Kraft zum weitermachen. Wir werden versuchen die anderen Artikel auch noch auszusprechen damit während des Hörens unsere Freunde noch was anderes tun können wie beispielsweise Espressokochen 🙂 danke und viele Grüsse nach BaWü , Bernd

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