Bernd Albert,  Travel - Reiseberichte,  Video

neuLand – mit dem Zug nach Göteborg und BoatShow-Eriksberg 2022

B. Albert 4/2022

Kurzentschlossen und Reiseflüchtig, ja so sind wir gelegentlich. So war es auch an diesem Wochenende Anfang April, als wir beim Frühstück darüber sprachen, dass wieder einmal eine kleine Bootsmesse in Schweden stattfindet. Davon hatte uns Erik , den wir aus unserem Blog kennen, berichtet.

Schon eine halbe Stunde später hatten wir ein Hotel in Göteborg gebucht und beschlossen die Reise nach Göteborg mit dem Zug zu machen. In der letzten Nacht hatte es auch stark geschneit und auch die Treibstoffpreise sind weiterhin sehr hoch. Diesel kostet derzeit ca 2,50€.

Die Zugverbindung in nur knapp einer Stunde nach Göteborg war einer der Vorteile welcher unter anderem die Entscheidung für ein Ferienhaus in Mellerud ausfallen lies. 

Nur hatten wir diesen Zug eben bisher nie ausprobiert und so war es höchste Zeit. Einziger Nachteil: es gibt auch hier keinen Fahrkarten-Schalter mehr und so waren wir gezwungen wieder einmal eine App zu installieren. Mit Dieser ging die Zugbuchung dann aber ganz schnell. Lediglich für eine dauerhafte Speicherung der Verbindungsdaten etc. wäre eine  Personennummer erforderlich gewesen. 11€ kostet die Einzelfahrt und es gibt auch günstigere Tages, und Monatstickets.

Wegen dem unerwarteten Wintereinbruch kam unser Zug jedoch leider mit 30min Verspätung, im neu renovierten Bahnhof gibt es aber zum Glück ein kleines Café, was die Wartezeit gefühlt deutlich verkürzte. Schon weitere 65min später konnten wir mitten in Göteborg aussteigen. Hier beginnen gleich direkt die Konsumtempel und auch ein schöner Stadtpark mit Gewächshäusern liegt direkt am Bahnhof. Nach einem Bummel durch die Stadt und dem Besuch eines tollen vegetarischen Buffetrestaurants „Amrum“, testeten wir auch gleich noch die Wasserbusse, die Göteborg über den Götaälv verbinden, um bequemer nach Eriksberg zu kommen. Das ehemalige Werftgelände Eriksberg  ist in den letzten Jahren zu einem schicken Wohnviertel geworden, wie sie mittlerweile in jeder grossen Stadt wie vierkantige Pilze in „Minecraft“-Manier aus dem Boden schiessen.

Nachdem wir unser Hotel bezogen hatten nutzen wir die Nähe zur Boatshow um kurz vor der Schliessung noch einen Blick zu erhaschen. Zu unserer Enttäuschung mussten wir aber feststellen dass die stark motorisierten Gefährte aber in der Überzahl sind. Allerdings freuten wir uns sehr über die „Aurora Hut“ ein kleines schwimmendes Wohniglu. Den Abend liessen wir dann mit einem ausgedehnten Spaziergang am Ufer , vorbei an zahlreichen Cafés ausklingen um anschliessend unsere müden Glieder in die Hotelbetten zu werfen. 

Es dauerte aber nicht lange bis wir erneut unruhig wurden und uns aufmachten den Hotel-Hottub und die Sauna zu testen. Der Pool stellte sich dann als luxuriöses warmes Edelstahl Planschbecken heraus mit schönem Blick über die Stadt ,aber leider alles andere als Hot, eher lauwarm. So war es denn auch mit der Sauna die nicht wirklich heiss werden wollte. Alles in allem tröstete uns aber der Blick über das toll beleuchtete Eriksberg darüber hinweg. 

Die folgende Nacht war dann die Hölle, und schon bei unserer Rückkehr zum Zimmer ahnten wir bereits übles. Im Gang vor unserem Zimmer standen schon Alkoholflaschen…

Das „QualityHotel“ hat nebenan eine Halle für Events. Wer hätte das gedacht, als wir am Mittag unsere Taschen in das Hotel brachten. Beim Anblick der Pinguine mit Schlips und Kragen sind wir nicht auf die Idee gekommen dass diese für einen Alkohol-Exzess verantwortlich sein würden, der uns bis fast 4:00 nachts den Schlaf rauben würde. 

Wahrscheinlich wäre das auch noch länger so gegangen, wenn ich nicht in meiner Verzweiflung die Rezeption per Haustelefon gebeten hätte, der Gang und Treppenhausparty, mit dem gesamten Repertoire aus Geräuschen der frühen Menschheitsgeschichte, ein Ende zu setzen.

Obwohl wir selbst keinen Schluck in der vergangen Nacht getrunken hatten, fühlte es sich doch wie ein Kater an. Das wenige Stunden später stattfindende morgendliche Frühstück der Unterkunft konnte dann aber helfen den Übermüdungskater zu überwinden. Wenigstens hier konnte das 4Sternehotel mit einem seiner Sterne punkten.

Gestärkt und müde machten wir uns auf an die Pier ,um zur Bootshow zu gehen und die Boote und schwimmenden Häuser in Augenschein zu nehmen. 

Viele Menschen strömten bereits der Boot-Messe entgegen , vorbei an den vielen kleinen hübschen Cafés die das Ufer säumen. Eine schöne Stimmung herrscht hier im Hafen und noch viel schöner als der unbedeckte Himmel sind die unbedeckten Gesichter, es ist auch kein einziger Maulkorb zu sehen. Gerade gestern hatten uns Freunde berichtet, dass in Deutschland weiterhin freiwillig ein Grossteil der Menschen diese Lumpen vor dem Gesicht trägt. Um so froher sind wir dass wir wieder eine Bootmesse ohne diese PLandemie-Restriktionen besuchen können. Auch die Düsseldorfer Boot 2022 war wieder einmal weit im Vorfeld abgesagt worden. 

Fast schon dicht gedrängt laufen hier die Menschen und besichtigen Yachten und flanieren zwischen kleinen und grossen Motorbooten. Das gute sonnige Wetter trägt seinen Teil dazu bei dass wir uns wie in Saint Tropez fühlen. 

Etwas enttäuscht uns, dass die Motorboote deutlich in der Überzahl sind. Schön ist hingegen, dass es schwimmende Häuser zu sehen gibt. Schon länger interessieren wir uns für kompaktes Wohnen was neuerdings als modischer Begriff Tinyhaus umherschwirrt. Besonders angetan hat uns dann die „Aurora Hut“ ein kleines schwimmendes Iglu, welches zur Hälfte auf Glas besteht und den Blick vom Bett in die Natur freigibt. Es gibt auch eine Küche, eine Toilette, Heizung und Stromversorgung. Auch die anderen deutlich grösseren Hausboote gefallen uns gut. Da wir schon viel Zeit in Wohnwagen und Camper verbracht haben, wissen wir auch dass wir gut auch in kleinen Räumen leben können, in denen die Familie näher beisammen ist. 

Der meiste Andrang ist aber wie gewohnt bei den grossen Yachten zu finden. Bei „Prinzess“ bildet sich sogar eine Schlange, die Faszination für Luxus ist ungebrochen. Auch unser Sohn möchte unbedingt eine grosse Motoryacht besichtigen und so erfüllen wir diesen Wunsch, und schauen ein Modell von „Sirena Yachts“ näher an. Immerhin muss man sich hier nicht registrierten, wie das oft in Düsseldorf verlangt wurde. Ein schönes geräumiges Schiff, keine Frage, aber wir trauen uns gar nicht nach dem Preis zu fragen. Bei Schweden die mit uns im Boot sind, hören wir, dass sie über „Oligarchen“ sprechen. Der Begriff passt sehr gut, so etwas kann man sich locker leisten wenn man beim World Economic Forum mitspielt und an Staaten massenweise sinnlose Medikamente verkauft…  Nun denn es wird sicher auch ehrliche Leute geben die solche Boote besitzen 🙂 also Schluss mit diesen Vorurteilen und ab zu den Segelbooten.

Leider gibt es nur drei neue besegelte Modelle zu besichtigen und im Gegensatz zur offenen Werft bei Hallberg Rassy im letzen Jahr gibt es leider keine gebrauchten Schiffe. Bavaria, Hanse und X-Yachts sind vertreten. Beim Blick auf die Preislisten sind wir aber geschockt über die Preisentwicklung. Eine gut ausgestattete neue Cruiser 38 Bavaria war vor 2Jahren noch für 160t€ zu bekommen, jetzt kostetet die magere C38 schon über 100t€ mehr. Breite und Komfort dominieren die neuen Entwicklungen. Am Besten gefällt uns die sportliche dänische X-Yacht die aber mit fast dem doppelten zu Buche schlägt wie Bavaria  aus unsererem Heimatland. So ein Schiff macht also nur gebraucht einen Sinn.

Unsere Faszination für ein Segelboot ist jedoch ungebrochen. Sehnsucht auch nach der Freiheit, jederzeit das „Haus“ mitnehmen und die Welt vom Wasser aus entdecken zu können. Schon seit vielen Jahren hängen wir diesem Traum nach und wollten zeitweise sogar unser Haus verkaufen um diesen Traum zu realisieren.  Beim DHH in Glücksburg haben wir viele Kurse besucht und auch die Binnen- uns SeeScheine haben wir bereits seit Jahren in der Tasche. Nur eben die Langzeit-Erfahrung fehlt uns. Ein Mitsegler auf Elba sagte einmal: „Segeln lernt man erst auf dem eigenen Schiff, nicht beim chartern…“ Ein Jahr lang hatten wir einen kleinen Trimaran mit dem wir auch in Kroatien segelten. Dieser war aber ein echtes Sportgerät und der Kontakt mit dem Element war derart, dass wir im Bezug auf nasse Klamotten, genauso gut auch hätten schwimmen können. 

Beim Besichtigen der Segelboote, die im Wasser des Hafens schaukeln wird uns schnell bewusst dass wir diesen Traum, trotz Ferienhaus in Schweden, weiter träumen sollten…

Am nächsten Tag haben wir dann ein Treffen mit Erik und Sylvia die uns über unsern Neuland-Blog kontaktiert haben vereinbart. Sie sind bereits erfahrene Segler und zudem kritische Beobachter der Weltgeschichte, weshalb wir uns riesig über ein Treffen freuen. Immer wieder treffen wir nette Gleichgesinnte, die wir über unseren Blog bei Telegramm, YouTube oder die Homepage kennenlernen. Wir sind wieder einmal froh den Schritt in die Welt und aus dem Komfortzone-Käfig getan zu haben. In unserer „alten Welt“ haben wir uns gelegentlich einsam gefühlt. Gerade  auch unter Gesellschaft von Menschen mit Medien dominierten Themen. Heute wissen wir dass wir nicht alleine sind und dass es viel mehr Gleichgesinnte gibt als wir denken.  Die PLANdemie hat die faulen Eier sichtbar gemacht 🙂 

Nach einem weitere schönen Mittag mit den neuen Freunden auf der Messe und bei interessanten Gesprächen in Cafés am GötaÄlv traten wir die Heimreise mit dem Zug an. 

Nach 3 Tagen in der Stadt freuten wir uns schon wieder auf die Ruhe der Provinz. Dieses Mal gab es auch keine Verspätung und so sind wir nach einer weiteren Zugfahrt durch die schöne Landschaft in knapp einer Stunde in unser neuen Zuhause auf Zeit zurückgekehrt. 

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